Mountainbiketour Bachalpsee Grindelwald

oder … meine Öhrchen hören ein Motörchen.

Der Aufstieg ab Grindelwald zieht sich. Oben angekommen wird man aber belohnt. Mit Ausblick, Weitblick und Gipfelblick. Und, die Abfahrt macht jeden Schweisstropfen wieder wett. Eine wohlige Wärme breitet sich aus, eine Freudenwärme.

Und schon wieder surrt es leise von hinten. Ich spüre den Druck im Nacken und weiss: In den nächsten Sekunden überholt mich wieder ein Mensch auf einem E-Bike. Wir sind heute schon fast Ausserirdische. Wir, die den Aufstieg zur grossen Scheidegg aus eigener Kraft bewältigen. Und der ist nicht ohne. Manchmal macht sich da in mir drin ein Aggressiönchen breit ob all der motorisierten Zweiräder. Gar nicht mal verkehrt, es lässt sich prima in Pedalkraft umwandeln. Die Höhenmeter stapeln sich hartnäckig. Die mächtige Eigernordwand im Rücken spornt irgendwie an. Der Geist der grossen Bergsteiger … Wer damit nichts anfangen kann, könnte sich aufs Kurven zählen fokussieren. Schwarze Kurven. Auch das eine nette Abwechslung. Er ist etwas monoton, der Aufstieg über die Asphaltstrasse zur grossen Scheidegg. Aber, die spielerische Abfahrt macht den Murks wett – was ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht weiss. Schwungvoll pedalt ein Herr mit eisgrauem Haar an uns vorbei. Sein Blick huscht flugs zu unseren Naben. «Nein, kein E-Bike», schmettere ich ihm lachend entgegen. «Sehr gut junge Frau, da können Sie stolz auf sich sein», kommts im breitesten Grindelwaldner Dialekt aus seinem Mund. Nein, diese Biketour soll kein Kräftemessen zwischen E-Bikes und uns Beinkrafttreten sein. Trotzdem fällt mir auf, wie viele inzwischen motorisiert unterwegs sind. Mich irritiert das …

Das Restaurant auf der grossen Scheidegg bereits im Blickfeld trampen wir die letzten Meter bis zum ersten Etappenziel. Einen Espresso und einen Nussgipfel später machen wir uns auf den Weg nach Grindelwald First. Vorbei mit der Ruhe … Ein kunterbuntes Gewusel. Menschen mit verlängerten Armen, in FlipFlops und High Heels drängeln sich neben bärtigen Berggängern in karierten Hemden. Ein kleines Babylonien. So viele Sprachen auf einmal … So muss Werner sich in seinen Wimmelbüchern fühlen… Ich bin einigermassen erleichtert, dass unser Weg hier noch nicht zu Ende ist. Ab First folgen wir dem Wanderweg (und dem ausgeschilderten Bikeweg) bis zum Bachalpsee. Auch das ist nicht technisch zu fahren, aber die Höhenmeter machen sich langsam bemerkbar. Die grössten Hindernisse stellt bisweilen eine bestimmte Touristengruppe dar. Mit dem Handy vor ihrem Gesicht spulen sie den Wanderweg ab und nehmen nicht wahr, was um sie herum passiert. Schade eigentlich. Denn da passiert viel. Wie die Zacken eines Brotmessers reiht sich in der Ferne Berggipfel an Berggipfel. Staunen gehört heute zu meiner Hauptbeschäftigung. Und dann liegt er da, vor uns. Sanft eingebettet zwischen Hügeln und Wiesen. Eine kleine Welt für sich, das ist der Bachalpsee. Sein Wasser schimmert wie ein Türkis, die Berge zeigen sich auf der spiegelglatten Oberfläche auf dem Kopf. Gekommen, um zu bleiben? Verlockend, in jedem Fall. Doch, das Auge erhascht einen Blick auf den Singletrail. Das könnte auch ganz nett werden. Würde man den rocken. Nichts wie los! In diesem Fall bleibt würde kein Konjunktiv, sondern wird zur Tat.

Vom Bachalpsee fahren wir ein ganz kurzes Stück zurück und steigen in den markierten Trail ein. Ab jetzt ist nur noch Spass angesagt. Mein Grinsen reicht zeitweise fast rund ums Gesicht. Meine DH wird’s freuen. Sand zwischen den Zähnen ist die kostengünstige Variante für Zahnsteinentfernung. Runter bis nach Bächlager ists einfach nur ein Gaudi. Dann folgt ein kurzes Stück auf einer Forststrasse. Wo uns in einer Rechtskurve ein hübsches Bergrestaurant anlacht. Natürlich kehren wir ein. Selbstgemachtem Kuchen können wir nie widerstehen. Frisch gestärkt geht’s weiter auf der Forststrasse. Das wird uns irgendwann zu fad und wir biegen in einen Wanderweg ein, wo uns ein wahres Treppenkonzert erwartet. Ein guter Test, ob die Plomben auch wirklich sitzen. Irgendwann kreuzen wir wieder die offizielle Bikeroute und steigen ein. Gut durchgerüttelt und zufrieden kommen wir in Grindelwald Dorf an. Da wo Stunden zuvor das Bikeabenteuer begann.

 

 

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