Stotzigen Firsten oder trotziger Firsten?

Welche Tour bietet sich an, wenn die Lawinenstufe auf 3 ist? Mir fällt spontan der Stotzigen Firsten ein. Ein Tourenklassiker, der auch bei schwierigen Verhältnissen gut machbar ist: Gipfelbuch, der Tourenführer und die Karte mit den Hangneigungen helfen beim Entscheid. Wir fahren am Sonntag, 18. Februar 2018, nach Realp. 

Seit die Schweizerische Eidgenossenschaft ihre Karten auch für Skirouten freigegeben hat, ist die Tourenplanung noch einfacher. Man kann anvisierte Tourenziele eingeben, Hangneigungsklassen ab 30° anwählen und schon zeigt einem die Karte, ob sich die gewünschte Tour für die aktuelle Lawinensituation eignet. Grünes Licht für den Stotzigen Firsten. Zumal die Wetterprognosen für Realp auf sonnig stehen.

Durch Schnee und Nebel der Sonne entgegen
Wir kommen bei munterem Schneetreiben in Realp an. Die Parkplätze sind bereits gut gefüllt. Was auch so zu erwarten war. Ich brauche vor dem Start noch einen Muntermacher. Wir spazieren kurzerhand ins Buffet beim Bahnhof. «Ihr habt Glück, ist das Wetter nicht gut. Sonst wäre hier bereits die Hölle los», werden wir begrüsst. Stimmt, es schneit aktuell noch. Wenn die Prognosen stimmen, sollte sich die Sonne aber im Laufe des Tages zeigen. Bald schon stehen wir auf unseren Skiern und marschieren los. Vor uns und hinter uns kleinere und grössere Karawanen. Das wird ein Ansturm auf den Gipfel. Aber, ich bin grad froh um die vielen Tourengeher. Der Schneefall hört bald auf, macht dichtem Nebel Platz. Man hat das Gefühl, durch Zuckerwatte zu gehen. Die Sicht beträgt teilweise zwei, drei Meter.

Die Tour auf den Stotzigen Firsten ist technisch nicht anspruchsvoll. Die 1 200 Höhenmeter und die Distanz sind aber nicht zu unterschätzen. Und ich bin sehr neugierig, was mein Körper dazu meint. Hat er mir doch in den letzten Jahren immer mal wieder seine Grenzen gezeigt. Und meine letzte Skitour mit so vielen Höhenmetern liegt ein paar Jahre zurück. Die erste Hälfte bringen wir rasch hinter uns. Endlich sind wir über dem Nebelmeer und blicken ins Panorama. Gemeinsam mit anderen Tourengängern beginnt das Werweissen um umliegende Gipfel. Und dann geht’s weiter im Takt. Eine Ebene schiebt sich vor mein Auge. Das hatte ich gar nicht mehr so im Kopf. Und ich weiss, dass diese flachen Passagen für meine Füsse eine Feuerprobe sind. Augen auf und durch. Erst motzt der Linke, dann der Rechte. Und irgendwann schweigen beide. Wir selbst sind auch ziemlich schweigend unterwegs. Ich mag es, wenn auf Touren auch mal Ruhe herrscht. Es hat so was wunderbar Meditatives, seinen Gedanken nachzuhängen und in seinem Trott zu gehen. Wir stehen vor dem Gipfelhang, nehmen die letzten Meter in Angriff. Und entscheiden dann, uns die letzte Passage zum Gipfel zu schenken. Wie Hühner sitzen die Menschen auf dem Grat. Ski an Ski steckt im Schnee. Hier unten ist die Aussicht nicht weniger prächtig. Und wir haben genügend Platz für eine ausgedehnte Mittagsrast. Ein netter Herr aus dem Freiamt gesellt sich zu uns. Wir plaudern über dies und das. Er bietet an, ein Foto zu schiessen, tut sich aber etwas schwer mit der Kamera. Ich schmeiss ihm lachend ein «Söll emol cho» entgegen. Er schmunzelt und meint «Ok, dann seid ihr auch nicht mehr die Jüngsten, wenn ihr diesen Spruch kennt.» Stimmt. Sind wir nicht. Als er dann aber erzählt, dass er 1977 mit Deltafliegen begonnen hat, schlucke ich kurz. Ich hätt ihm maximal 50 Jahre gegeben. Da schienen aber noch ein paar mehr Gelebte zu sein.

Die Skier fahren mit mir ins Tal
Er verabschiedet sich und auch wir machen uns an die Abfahrt. Die erste Hälfte ist wunderbar. Fluffig und schön zu fahren. Was dann kommt, verlangt mir alles ab. Der Schneedeckenaufbau ist schlicht und einfach Scheisse. Ausrufezeichen. Wie ein kleines Kind, das in der Trotzphase steckt, zeigt er sich. Widerspenstig, unberechenbar und ja, ein bisschen mühsam. Bruchharsch vom Feinsten in Kombination mit einer riesigen Schneemenge. Zu viel für mich. Meine Oberschenkel brennen und ich fluche. Irgendwie ploppt immer wieder dieser Tag auf, an dem ich mein Kreuzband gerissen habe. Die Verhältnisse waren ähnlich. Das Geräusch und das Gefühl, als das Ding riss, haben sich in meinen Kopf gebrannt. Ich verkrampf mich. Und je mehr ich mich verkrampfe, desto saurer werden meine Beine. Mein Gspändli versucht es mit guten Ratschlägen. Und ich mit etwas mehr Humor. Wenn ich so um mich schaue und sehe https://antibiotictabs.com/levaquin/index.html , wie die anderen die Hänge hinunterturnen, fühl ich mich in guter Gesellschaft. Irgendwann ist dieser Teil gemeistert und das letzte Stück zeigt sich meiner gändig. Zumindest fühlt sich das, was ich mit meinen zwei Latten produziere, wieder mehr nach Skifahren an. Endstation. Ich bin unendlich glücklich und dankbar. Dass ich munter oben und heil unten angekommen bin. Was ich jetzt brauche? Ein Bier! Wir setzen uns auf die Terrasse vom Des Alpes, stossen an. Ich blick in die Berge und sehe, wie sie sich im Spätnachmittagslicht zeigen. Als ob sie sich nochmals so richtig herausputzen und mir zurufen: Komm bald wieder! Das werde ich. Erst mal brauch ich jetzt aber einen anderen Berg. Einen Schaumberg in meiner Badewanne.

Route 990 auf den Stotzigen Firsten

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