Machst du dein Ding?

Wie fühlt es sich an, wenn du ein Leben lebst, das dir entspricht? In einer Umgebung, die dich strahlen lässt? Mit Menschen um dich, die das Beste in dir zum Vorschein bringen?

Mach dein Ding: So lautete der Titel einer Ausgabe von Brand eins. Ich mag dieses Magazin und ihre Macher. Es geht in die Tiefe. Es hinterfragt, es reflektiert. Es stellt unbequeme Fragen und verblüffende Vergleiche an. Ein ganzes Heft einem einzigen Thema gewidmet. Wirtschaftliche Hintergründe, menschliche Abgründe. Es ist kritisch, wohlwollend. Mal Beifall gebend, mal tadelnd. Aber immer korrekt. Ganz so, wie ich mir einen Begleiter wünsche. Denn, sein eigenes Ding machen ist nicht immer bequem. Für niemanden. Seinen ganz eigenen Weg gehen heisst manchmal auch, Menschen vor den Kopf stossen. Erwartungen nicht erfüllen. Oder übertreffen. Das eine ist unangenehm, das andere wird stillschweigend zur Kenntnis genommen. Damit man sein Ding machen kann, muss man aber erst mal wissen, was das Ding ist.

Dazu fällt mir eine Geschichte von Eckhardt von Hirschhausen ein. Ein, wie ich finde, begnadeter Komiker. Der die Herausforderungen des Lebens mit triefender Ironie, die wie Honig durch die Humorzellen des Körpers tröpfelt, auf den Punkt bringt. Ich erinnere mich, als ich sein Buch «Die Leber wächst mit ihren Aufgaben» gelesen habe (damals meine Fitnesslektüre). Mich hats vor Lachen manchmal fast vom Crosstrainer gehauen und manche Studiobesucher hielten mich vermutlich für etwas belämmert. Was per se egal ist. Denn, «mach dein Ding», soll in jedem noch so kleinen Lebensbereich gelten. In seiner Pinguingeschichte erzählt Hirschhausen, wie er das Tier wegen seiner gedrungenen Statur, den kurzen Beinchen bemitleidet, gar als Fehlkonstruktion bezeichnet. Das mag stimmen – an Land. Wenn er dann aber ins Wasser hüpft und elegant gleitet, ist von einer Fehlkonstruktion nichts mehr zu sehen. Das Tier ist in seinem Element unschlagbar, ergonomisch und mit einem unglaublich tiefen Energieverbrauch unterwegs. Denn, das Wasser ist sein Ding. Heisst, wenn der Pinguin sich in der richtigen Umgebung befindet, kommen seine Stärken voll zum Tragen.

Was heisst das jetzt? Dass wir unsere Stärken entdecken und aufbauen sollen. Es bringt nichts, an seinen Schwächen herumzubasteln und versuchen, sie auszumerzen. Das wird auf Dauer ein Verlustspiel. Sich einfach wieder einmal richtig bewusst machen: Was kann ich? Worin bin ich wirklich gut? Was macht mir Spass? Und dann entdeckt man seine Stärken automatisch. Ich glaube aber, dass es nicht nur auf die eigenen Stärken ankommt. Sondern auch darauf, wie und wo man lebt. Wo fühle ich mich wohl? Wo kann ich Energie tanken? Welche Menschen tun mir gut? Wer ist mir wohlgesinnt? Wer und was bringt mich weiter? Ich habe für mich in den letzten Jahren einige Erkenntnisse gewinnen dürfen, müssen. Einige Schöne, einige nicht so Schöne. Weitergebracht haben mich am Ende alle.

Damit ich arbeiten kann, brauche ich Inspiration. Inspiration hole ich mir draussen. In der Bewegung, im Unterwegssein. In der Bergwelt. Dann, wenn ich meinen Körper spüre und ganz bei mir bin. Und das mache ich am liebsten in jeder freien Minute. Diese Inspiration führt dann dazu, dass ich meine Leidenschaft, das Schreiben, ausleben kann. Dass meine Hummeln im Arsch gesättigt und zufrieden auf einer Blüte sitzen und sich an deren Saft laben. Die Blüte ist dann mein Bürostuhl, der Saft sind meine Hirnzellen, die mehr oder weniger zuverlässig ihren Dienst erledigen und dafür sorgen, dass ich mit meinen Texten meinen Lebensunterhalt verdiene. Wenn ich mein Leben so leben kann, bin ich völlig happy, im Einklang mit mir selber und somit auch glücklich. Geraten meine Pfeiler ins Wanken, verschieben sich wichtige Parameter, dann bin ich wie der Pinguin an Land. Ungelenk und etwas tollpatschig anzusehen. Das geht für eine Weile, ist auf Dauer aber ungesund.

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