Via Surprise – in der Tat

Eine leichte Wanderung in tiefen Lagen ist der Plan. Die Via Suprise, Etappe 32, von Beinwil nach Wasserfallen. Die Tour wird ihrem Namen gerecht, wir erleben unterwegs tatsächlich einige Überraschungen. Kulinarische, Vierbeinige und wahre Landschaftsperlen.

Frau Holle flöcklet bis weit in den April hinein. Traumhafte Verhältnisse für Skitouren, auch Anfang Mai noch. Trotzdem ist mir inzwischen mehr nach Wander- als nach Skischuhen. Spazieren in den Niederungen ist angesagt. Und ich freu mich, eine neue Gegend zu entdecken. Heute heisst die Destination „Jura“. Ok, der Jura ist weitläufig. Und meine Juraerfahrungen waren bisher eher regenbehaftet. Wer weiss, vielleicht erlebe ich die sanften Hügelzüge für einmal bei Sonnenschein. Ich treff mich mit einer Kollegin in Mümliswil (SO). Während ich so durch die Gegend tuckere, geht mir ein Lichtlein nach dem anderen auf. So neu ist die Gegend gar nicht. Ja, ich kenne sie, die Region. Habe das aber irgendwie verdrängt. Gigathlon 2012 «closer to you» – Scheltenpass, Passwang… ich hab gelitten und bin meinem inneren Schweinehund tatsächlich so nah gekommen wie noch nie zuvor. Denn damals herrschte Sonnenschein. Es war heiss, sehr heiss und ich hatte viel zu wenig Wasser mit. Heute sind wir bestimmt kühler unterwegs. Denn, die Wolken stehen düster am Himmel und warten nur darauf, sich zu entleeren.

Bereits als ich in Mümliswil ankomme, tröpfelt es vom Himmel. Gut in der Zeit gibt es einen raschen Zwischenstopp in der Bäckerei im Dorf. Hm… verlockend ist es schon, hier zu verweilen. Der süsse Duft von frischem Gebäck, knuspriges Brot. Der Speichel in meinem Mund ähnelt schon bald einem Wasserfall. Und ich komme nicht umhin, zwei superleckere Nussstangen zu kaufen. So als Wegzehrung. Man weiss ja nie, was kommt. Die Postautofahrt von Mümliswil nach Beinwil (der Ausgangspunkt unserer Tour) ist schnell erledigt. Das gelbe Wägelchen spukt uns aus und wir huschen flink über die Strasse, dem Wanderwegschild folgend. Es geht immer schön bergauf. Bald verdunstet der Regen auf der Haut und hin und wieder schiebt sich ein vorwitziger Sonnenstrahl vor die Wolken. Nach etwa einer Stunde Marschzeit erspähen wir aus weiter Ferne ein Schild. Da steht das Bergrestaurant Erzberg und lädt zum Kaffee. Eigentlich ist ja auch schon Znüni Zeit. Die selbstgemachten Linzerschnitten sehen zu lecker aus und schmecken verboten gut. Gut gestärkt trotzen wir dem giftigen Wind und passieren bald das Skihaus Hohe Winde (Der Name ist Programm – um eine wunderbare Floskelwolke zu gebrauchen. Von der wird man zumindest nicht nass.) Ein kleiner Abstecher auf die Hohe Winde wird uns zum Verhängnis. Es scheint, dass wir uns irgendwie verzettelt und den „rechten“ Weg verloren haben. Also trotten wir eine eintönige Forstrasse entlang, die eher nicht zum Wanderweg gehört. Irgendwann finden wir dann den richtigen Abzweiger und geniessen einen kurzen Aufstieg in einen Märchenwald. Immer weiter geht es auf der Kuppe in Richtung Passwang. Wunderhübsch schlängelt sich der Weg durch Wurzeln, Steine, an Felsformationen vorbei. Gnome, wo seid ihr? Eben noch gedacht, rumpelt es schon kräftig. Unterhalb galoppiert eine Wildsau vorbei. Ich bin ziemlich platt. Meine Kollegin auch. Noch nie hab ich ein solches Vieh in freier Wildbahn erlebt. Ein Glück, dass wir so laut waren und sie so rechtzeitig gewarnt wurde. Das hätt ins Auge gehen können. Wir verlassen den hübschen „Geissenpfad“ und passieren wieder offeneres Gelände.

Weitläufig, hügelig, tausend Varianten von Grüntönen schmücken die Landschaft. Und oben wird es dunkler und dunkler. Aus dem netten Nieseln vom Vormittag wird ein Sturzbach am Nachmittag. Ich bin not amused. Natürlich bin ich wetterfest. Aber wenns grad abe schiffed, find ich wandern nicht mehr lustig. Weit und breit kein Unterstand. Wir beschliessen, die Prinzessinnenvariante zu wählen und auf dem Passwang ins Postauto zu steigen. Dort angekommen sagt uns der Fahrplan, dass erst in ca. 70 Minuten die nächste Runde fällig ist. Wir kuscheln uns in einen kleinen Betonunterstand und verzehren unser Mittagessen. So langsam wird’s kalt. Und mir stinkt es, da im Regen zu sitzen. Autostopp. Hat doch früher auch funktioniert. Wir marschieren durch den Passwangtunnel und kommen zu einem Parkplatz. Und auf dem steht… ein Auto. Ich marschiere zielstrebig drauflos. Der nette Herr kurbelt das Fenster runter. Bevor ich ein Wort sagen konnte, forderte er uns zum Platz nehmen auf. «Wohin? Nach Mümliswil? Wunderbar. Da fahr ich eh gleich hin.» Tip top. Ich nehm aus dem Augenwinkel war, dass an der Heckscheibe ein Aufkleber vom Bergrestaurant Vogelberg klebt und schon hab ich Gesprächsstoff gefunden. Der Herr gibt bereitwillig Auskunft und drückt uns, ganz Marketingprofi, seine Visitenkarte in die Hand, bevor wir in Mümliswil aussteigen. Einmal mehr sind wir gut in der Zeit und gönnen uns einen Abschlusskafi im Brot- und Dessert Hus in Mümliswil. Dort wo alles begann.

Via Surprise auf wanderland.ch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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