Listen oder listen?

Listen ist nicht gleich listen. Und umgekehrt genauso. Listen und listen sind so unterschiedlich, wie Tag und Nacht. Was käme wohl dabei heraus, wenn ich ganz carefully in mich listen würde? Ein kunterbuntes Wirrwarr, das ich dann … in Listenform bringe – das liegt mir. Das eine Listen. Das andere hingegen, damit tu ich mich hin und wieder schwer. Continue reading

Reste essen

Freitag war Wähentag. Immer. Mittags oder zum Znacht stand Wähen auf dem Speiseplan. Ich mochte diesen Fleischlosfreitag. Wenn wir nach der Schule hungrig und müde zur Tür hereinstolperten, umhüllte uns ein unglaublicher Duft. Manchmal salzig, manchmal süss, aber immer lecker. Ein Blick in den Ofen. Zuschauen, wie sich der Käse unter der Hitze knusprig braun zusammenzieht und kleine Bläschen wirft. Wie der süsse Guss einer Fruchtwähe ganz langsam eine bräunliche Farbe annimmt und das Flüssige sich in eine halbfeste Masse verwandelt. Reste gab es damals keine. Acht Mäuler die kräftig zulangten. Die einen hungrig vom langen Schulweg, die anderen von der Arbeit auf dem Bauernhof. Und sollte doch mal etwas übrig bleiben, wurde es fein säuberlich aufbewahrt. An einem Tag der Woche war „Reste essen“ angesagt. Wir liessen auf dem Mittagstisch nochmals die Tage Revue passieren und schlemmten uns durchs Buffet. So war das einfach. Lebensmittel wegwerfen – das kam nicht in Frage.

Wenn ich mir überlege, was heute aus Haushalten auf dem Abfall landet. Und dann bezahlen genau diese Wegwerf-Menschen viel Geld dafür, um sich an einem Buffet à discrétion zu bedienen. Eigentlich es bitzeli Schizophren – kann das Gleiche zu einem Nullfrankenbetrag zu Hause aufgetischt werden. Einfach mal den Kühlschrank öffnen und auf den Tisch, was noch da ist. Das wird ein Spass und weckt die Küchenkreativität. A propos Kühlschrank. In Luzern gibt es jetzt einen öffentlichen Kühlschrank. Türchen auf, Gemüse raus. Türchen zu. Ohne zu bezahlen, darf sich bedienen, wer will. Eine wirklich feine Sache. Vor allem, weil die Lebensmittel aus Geschäften in Luzern stammen. Dinge, die sonst auf dem Müll landen, finden so Abnehmer – wohl auch für budgetarme Menschen eine grossartige Idee. Spannend daran ist aber, dass sich namhafte Detailhändler an der Aktion aktuell noch nicht beteiligen wollen, können, dürfen? Klar, es ist nicht deren Ziel, Ware zu verschenken, sondern Geld zu verdienen. Aber, eigentlich wäre es ja toll, einen Teil des Marketingbudgets für solche Aktionen zu verwenden. Anstatt dann wieder mit grossem Getöse fairtrade, bio und nachhaltig produziert anzupreisen. Denn, das andere wäre wirklich nachhaltig, aus der Region und für die Region.

Seit einiger Zeit gibt es ja sogar Gemüse und Früchte unter dem Label „Unique“ zu kaufen. Gurken, Karotten, Äpfel – durch die Norm gefallen, kriegen sie eine separate Kiste. Da liegen sie dann: die zweibeinigen Karotten, die zu krummen Gurken und zu kleinen Äpfel. Separiert – die Sonderschule für Grünzeug. Und, der Preis ist die Hälfte von dem, was die «Normalen» kosten. Als ob sie weniger Nährwert hätten, nur weil das Mass nicht stimmt. Ich habe mich ertappt, wie ich selber ganz verzückt diese unförmigen Dinger gekauft und mich darüber gefreut habe. Vielleicht ein wehmütiger Ausflug in die Kindheit, als aus dem eigenen Garten viel Unförmiges kam und irgendwann als Wochenrückblick auf dem Esstisch landete. Trotzdem – es ist abartig, dass etwas, was einmal ganz normal war, durch irgendeine Bestimmung plötzlich abnormal wird. Und da beziehe ich mich nicht nur aufs Gemüse. Sondern auch auf uns Menschen.

P.S.
Food save – Neugarten
Der Kühlschrank steht im Neubad