Alle haben eine Meinung – ich auch.

Oder: Am Ende wäre es sogar positiv.

Ja, es gibt sie: Menschen, Veranstaltungen, öffentlich rechtliche Radiosender, die Spendenaktionen als Mittel zum Zweck benutzen. Gute Taten werden dafür missbraucht, Publicity und Selbstbeweihräucherung zu betreiben. Die Zeitachse bewegt sich auf Weihnachten zu und parallel dazu wächst die Anzahl der Bettelbriefe, Spendenanfragen und öffentlichen Aktionen. Das war schon immer so. Ich schaue sie mir an, entscheide, was ich gut finde. Was mich nicht anspricht, landet im Müll. Genauso verhält es sich mit Sendungen zu diesem Zweck im TV oder im Radio. Nein, ich goutiere bei Weitem nicht alles, was ich da sehe, höre. Aber, ich habe den freien Willen zu entscheiden, was ich will. Dem Gutmenschzelebrieren Gehör schenken? Wenn nicht, welch tolle Erfindung: Ich kann das Radio einfach ausschalten. Es tut nicht weh, hinterlässt keine Spuren und kostet mich 0,00000001% meines täglichen Kalorienverbrauchs; wenn überhaupt. Da erstaunt es mich immer wieder, wie viel mehr Energie Mensch darauf verschwendet, das eigene Missfallen öffentlich kundzutun. Ja, wir leben in einem Land mit Meinungsfreiheit. Und ja, wir dürfen mitteilen, was uns nicht gefällt. Das ist herrlich und einfach wunderbar. Aber, ich frage mich halt hin und wieder schon, warum Herr und Frau Schweizer im Kollektiv am Motzen sind. Und zwar zu Themen, die weiss Gott keine Verbrechen sind. Mea culpa: Ich teile jetzt gerade in diesem Moment meine Ansichten zu diesen Geschichten mehr oder weniger öffentlich. Ich könnte meine Gedanken einfach für mich behalten. Könnte – kann ich aber grad nicht. Ob ich die Spendenaktion von SRF3 (darum geht es hier) gut oder schlecht finde, sei dahingestellt. Ich bin da relativ neutral. Aber ich bin der Meinung, dass bei dieser Aktion ganz viele Menschen den Geldbeutel öffnen, die es sonst nicht tun würden. Vielleicht, weil sie mediale Aufmerksamkeit kriegen. Vielleicht aber auch, weil sie diese Art von Spendenaufruf mehr anspricht als die ewiggleichen Bettelbriefe? Vielleicht, weil Spenden hier zum Event wird und es mit einem guten Gefühl verbunden wird? Wer verurteilt denn Elton John dazu, dass er jährlich mit grossem Brimborium eine Aidsgala veranstaltet. Klar, das Thema liegt ihm am Herzen. Aber der guten Presse ist er mit Sicherheit auch nicht abgeneigt. Und dazu gäbe es tausende Beispiele. Warum bewegt ausgerechnet die SRF3 Aktion so viele Gemüter im Negativen? Weil die Idee ein bisschen anders ist? Weil es vielleicht hart an der Grenze zu sehr viel Selbstmarketing ist? Ist es dann nicht auch Selbstmarketing, wenn man Plattformen nutzt, um seine Meinung in die Welt hinauszubrüllen, seine negativen Emotionen zum Thema mit der ganzen Community teilt. Um vielleicht von da und dort ein zustimmendes Schulterklopfen zu bekommen? Mensch könnte sich dazu ja einfach seine Meinung bilden und kommentarlos den Sender wechseln. Da wird dann nämlich ganz schön viel Energie frei.

Die könnte man ja vielleicht für andere Denke verwenden. Sich überlegen, wie es sein muss, wenn man von jetzt auf gleich seine Heimat verlassen muss; das ganze Hab und Gut in zwei Plastiktüten gepresst. Oder, wie es sich wohl anfühlt, jeden Morgen mit der Angst zu erwachen, dass vielleicht genau heute eine Bombe neben dem eigenen Haus einschlägt? Was muss das für ein Leben sein? Ist das noch Leben oder einfach ein Zustand vor dem Tod? Wir sind hier im Paradies und wohl genau darum haben wir Zeit und Energie uns über Dinge zu echauffieren, die nicht lebenswichtig sind. Würde man all diese Energie in monetäre Einheiten umrechnen – wie viele Millionen kämen da wohl zusammen. Das wäre dann eine wunderbare mathematische Gleichung: negativ und negativ gibt positiv. Ein schöner Gedanke, nicht?

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