Weil ich kein Mädchen bin?

Mädchen gehen gerne einkaufen, bevorzugt Kleider, Schuhe und Taschen. Shoppingexzesse gehören mit zu den liebsten Freizeitbeschäftigungen. Genauso wie stundenlanges an der Strippe hängen und quasseln. Oder, sich in Nailstudios aufhalten um Glitzersteinchen auf die Nägel gepappt zu kriegen. Den nächsten Friseurtermin herbeisehnend, weil es nichts Schöneres gibt, als sich von fremden Händen die Haare stutzen zu lassen und dabei gehirnzellenbeleidigende Lektüre aufzusaugen. Sie trinken Prosecco und essen vegetarisch. Continue reading

Gesichtspatina

Ist es möglich, dass Facebook bereits von einer leichten Patina überzogen ist? Mir scheint, dass in den letzten Tagen ein Hauch von Nostalgie gastiert. Diverse Gruppen zum Thema „du besch vo … wenn …“ sind aufgetaucht. Woher diese plötzliche Rückbesinnung auf die gute alte Zeit? Das wieder Aufleben lassen von Jugenderlebnissen?

Es hat schon was, sich an wie es damals war zu erinnern. Wirkt fast ein bisschen wie Botox. Nicht, dass ich aus Erfahrung spreche aber ich stell es mir so vor. Augenblicklich sieht man sich wieder pausbäckig und lausbubig durch die Gegend huschen. Immer ein Grinsen im Gesicht. Tausend kleine Streiche im Hinterkopf. Unzählige Möglichkeiten und bereit, die Welt zu erobern. Das Erinnern an alte Zeiten. Es fühlt sich an, wie nach langen Jahren des Herumreisens in die gute alte Kinderstube zurückzukehren. Der vertraute Duft vom liebevoll zubereiteten Frühstück steigt in die Nase. Niemand kochte so guten Frühstückskaffee, wie unser Grosi. Und wenn sie uns dann noch umarmte, wir von ihrem grossen Herz fast erdrückt wurden, dann konnte nichts mehr passieren. Willkommen, heile Welt. Und so ist es wohl, wenn man sich zurückerinnert. Es sind diese wohlbekannten kleinen Sachen, die uns heimisch fühlen lassen. Unsere Erinnerung gehört uns. Niemand kann sie streitig machen. Und oftmals verglorifiziert man, was war. Oder, waren die Puch-Maxi Töffli, die Jeansjacke und die dauergewellte Fönfrisur wirklich so einmalig? Wer keine Marcel Scheiner Jeans trug, gehörte nicht dazu. Kombiniert mit Adicolors in weiss, die Seitenstreifen mit Leuchtstift bunt bemalt, notabene. Was waren wir cool! Und genau daran erinnert man sich wieder. Oder an das alte Dorflädeli, in dem man Cocifrösche kaufte. Dinge, die wir mit um die 20 aus dem Gedächtnis verbannten, weil sie einfach nur peinlich erschienen. Heute lassen wir sie auf Facebook auferstehen und sind stolz darauf. Stolz, dieser verschworenen Gemeinschaft anzugehören. Schön, wenn vermeintlich Unwichtiges so erfreut und ein, vielleicht ungewolltes, Zusammengehörigkeitsgefühl auslöst.

Ich frage mich grad, wie es in 20 Jahren aussieht. Wenn die Youngsters von heute in unserem Alter sind. Wie fallen sie dann in nostalgische Schwärmereien? Ich stell es mir in etwa so vor: „Weisst du noch damals, als wir noch ultra doofe Selfies von uns auf FB gepostet haben? Oder die X-Box Live? Mann was waren das für Geräte. Oder, als man noch mit dem Handy telefonieren musste? Läck …“ Ob sie sich diese Sachen wohl über implantierte Kommunikationschips via Monsterscreen im Weltraum zuposten? Von Europa nach Alaska über Asien und zurück? Eigentlich bin ich froh, dass ich schon “so alt” bin und „handfeste“ Dinge erleben durfte in meiner Jugendzeit. Ich finde, etwas Patina im Gesicht steht uns ganz gut.