Crocs ‘n roll

Oft schon hab ich mich gefragt, was an diesen scheusslichen quadratförmigen Latschen (nein, ich spreche nicht über meine Füsse) schön sein soll. Alle Welt trägt sie zu allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten: zum Einkaufen, zum Arbeiten, in der Dusche, beim Sport. Schlendern in der Stadt. Nichts geht ohne. Alle mit diesem gelochten Emmentaler an den Füssen. Genau da soll ja das Ei des Kolumbus begraben sein – eben kein Emmentaler, weil absolut geruchsneutral. Aber so neutral sie im Geruch sind, so geschmacklos sind die Dinger im Aussehen. Und, sie haben sogar einen Eintrag auf Wikipedia. So weit sind wir schon. Was ich da gelesen habe? Ich zitiere: „Die ursprünglichen Beach-Crocs sind hinten offene Schuhe mit leicht erhöhter Ferse und einem Halteriemen, die vor allem für Bootsfahrer gedacht waren … „ Vor allem für Bootsfahrer gedacht! Und was macht Mensch damit? Beleidigt unser aller Augen und trägt sie nicht nur auf hoher See. Zu allem Unglück wird die Palette von den findigen Machern dauernd erweitert. Zweites Hauptmodell ist der etwas schmalere Cayman, den es auch in Kindergrößen gibt. In den letzten Jahren wurde die Produktpalette um Flip-Flops, Halbschuhe und Kinderstiefel erweitert. Wunderbar! Da klatsch ich vor lauter Begeisterung aber ganz heftig in die Hände. Wann greift die Stilpolizei denn ein?

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Mein (gefühltes) erstes Mal

Ich muss mich korrigieren. Es ist nicht nur gefühlt das erste Mal. Es ist wirklich das erste Mal. Aber nicht das Berühmte. Das Sagenumworbene. Mit romantischen Gedanken verknüpfte und von Zärtlichkeit begleitete erste Mal. Weit gefehlt. Von Romantik keine Spur. Im Laufe des Lebens kommt wohl jeder Single irgendwann auf den Gedanken, es mal anders zu probieren. Man tummelt sich auf Datingportalen und hofft, die Liebe zu finden. Hin und wieder scheint es sogar zu funktionieren. Und dann gibt es die anderen, die sich nicht auf dem E-Markt verkuppeln lassen wollen. Sondern die klassische „Menschenmethode“ ausprobieren. Etwas “eleganter”, hab ich mir gedacht. Aber weit gefehlt. Viel mehr habe ich den Eindruck, einen Viehmarkt zu besuchen. Oder, ein neues Fahrzeug probezufahren. Nur, geschieht das Ganze mit Menschen. Und so kam es dann zu meinem ersten Mal.

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Alles hat seine Grenzen

Es war dieser schöne Sommertag im letzten Jahr. Ich hab mich von meiner Freundin überreden lassen, mit ihr eine Biketour zu machen. Oder kam die Idee gar von meiner Seite? Erinnere mich nicht mehr so genau. Aber, an eine Szene erinnere ich mich ganz genau. Den Berg rauf gings ja noch einigermassen. Mit dem Runter hatte ich dann so meine liebe Mühe. Sprich – Angst! Wie ein aufgehetztes Kaninchen hab ich auf meinem Bike gesessen und mich an den Lenker geklammert. Ja nicht loslassen. Was die ganze Sache dann natürlich noch etwas verklemmter hat werden lassen. Meine Freundin tanzt auf ihrem Bike munter vor mir her. Umfährt mühelos Steine, nimmt jede Wurzel unter ihr Rad. Es ist ein Genuss, ihr beim Fahren zuzusehen. Es sieht so leicht und locker aus! Das muss wohl auch das kleine Mädchen gedacht haben. Die Familie, die uns entgegenkommt, beobachtet uns schon von Weitem. Und ich bin mir sehr wohl bewusst, dass ich eine kümmerliche Figur abgebe. Irgendwann entnervt vom Rad steige. Die Kleine läuft an mir vorbei und fragt ihren Paps: „Du, warum stösst die Frau das Velo den Berg hinunter. Kann sie nicht fahren?“ Nein, sie kann nicht! Ätsch!

Diese Schmach sitzt mir den ganzen Herbst über im Genick. Deshalb musste ich auch nicht lange überredet werden, als Bikeferien zum Thema wurden. Wenn nicht jetzt, wann dann? Ab in die Toscana – der Plan. Meine Freundin kennt die Gegend wie ihre Westentasche. Ist Wiederholungstäterin und leitet seit Jahren Touren. Ich habe also meinen perfekten Bikeguide mit dabei. Angekommen, Bike gefasst. Am Sonntag geht’s los mit der ersten Tour. Es soll meine Sturzparade werden. Ganz ehrlich – ich bin in meinen ganzen Jahren auf dem Rennrad nicht so viel gestürzt, wie an diesem einen Tag. Die Tour ist eigentlich sehr schön. Aber so richtig geniessen kann ichs nicht. Habe tausend Horrorszenarien in meinem Kopf. Eine kurze Pause. Bevors dann zur Sache geht. Der Canyon – alle juchzen, als es auf diese Abfahrt zugeht. Ich stehe da oben am Einstieg und kann mir beim besten Willen nicht erklären, was daran toll sein soll. Eine Spur, dass grad das Rad drin Platz findet. Jede ungelenke Bewegung führt unweigerlich zum Sturz. Und das alles in einer Steilheit, die für mich nahezu überhängend anmutet. In die Kurven schauen und in den Flow kommen. Nichts einfacher als das! Ich fahr runter. Bis zur Schlüsselstelle. Meine Freundin vor mir. „Jetzt musst du aufpassen“. Wumms! Schon lieg ich wieder am Boden. „Bist du gestürzt?“ klingts besorgt von vorne. Logo bin ich gestürzt, was denn sonst! Irgendwann wieder daheim. Arg geschunden und gebeutelt. Und ich ringe meiner Freundin das Versprechen ab, am Dienstag zur Erholung eine Rennradtour zu machen. Wellnessurlaub auf dem Rad, für mich zumindest. Trotzdem schaff ichs, mich jeden Tag aufs Neue zu motivieren. (Woran meine Freundin einen nicht unwesentlichen Anteil hat.) Und, es macht mit der Zeit so richtig Spass. Es ist ja nicht so, dass ich überhaupt nicht Radfahren kann. Aber, mit dem Renngöppel über die Strassen zu bolzen oder sich mit dem Bike durch nicht vorhandene Wege zu schlängeln, das sind Welten. Wenn erst die Technik wieder mal da ist, dann kehrt auch die Freude zurück. Gegen Ende Woche gefällt auch mir der Canyon. Fahre Singletrails und nehme Abfahrten unter die Räder, von denen ich mir nie erträumt hätte, sie mal zu fahren. Aus den anfänglichen Standartfragen: „Wo bist du? Bist du gestürzt?“ (Weil es mich wieder irgendwo in die Büsche gehauen hat.) Wurde dann irgendwann „Was, du bist auch schon da?“ Und ganz ehrlich, ein kleines bisschen Stolz bin ich schon. Sollte ich in diesem Jahr der Familie mit dem Mädchen begegnen, fahr ich nonchalant an ihr vorbei (und streck ihr vielleicht sogar die Zunge raus).

Trotzdem werde ich noch nicht übermütig. Habe ein paar gut sichtbare Mahnmale mit nach Hause genommen, die mich den ganzen Sommer über an meine unfreiwilligen Abflüge erinnern. Wie heissts doch gleich: Narben machen interessant? (Oder gilt das nur für Männer?)